- Hamann
- Hamann,1) Johann Georg, philosophischer Schriftsteller, * Königsberg (heute Kaliningrad) 27. 8. 1730, ✝ Münster 21. 6. 1788; studierte in Königsberg Theologie, Jurisprudenz und Philosophie, wurde 1752 Hofmeister auf baltischen Gütern, war seit 1755 in Handelsgeschäften tätig und erlebte in London eine Bekehrungskrise, die er in seinen »Gedanken über meinen Lebenslauf« (1758/59) schilderte. Nach wechselnden Beschäftigungen wurde er 1764 Redakteur der Königsberger Zeitung, durch Vermittlung I. Kants 1767 Sekretär bei der Akzise-Regie, 1777 dann Packhofverwalter. 1787 schied er aus diesem Amt und lebte nun abwechselnd in Düsseldorf und Münster bei seinen Freunden F. H. Jacobi und der Fürstin Amalie von Gallitzin. Auch mit M. Mendelssohn, Kant, J. K. Lavater, v. a. aber mit J. G. Herder stand Hamann in freundschaftlicher Beziehung, obwohl er weltanschaulich seine eigenen Wege ging.Den Namen »Magus im Norden« erhielt Hamann 1762 von K. F. von Moser wegen seiner dunkel-prophetischen, in eigenwilligen Wendungen und Anspielungen schwelgenden Schreibweise. Als Gegner der Aufklärung, aber auch der äußerlich-formelhaften Orthodoxie hob er überall das Irrationale, Doppelsinnige des konkreten Lebens hervor, das er von der Religion aus interpretierte. Er war Wegbereiter und Anhänger der Sturm-und-Drang-Bewegung und wirkte bis zur Romantik, auch auf Goethe. Ahnung und Intuition galten ihm als die eigentlichen Quellen menschlicher Einsicht. Die Einheit von Geist und Sinnlichkeit offenbare sich v. a. in der Sprache; menschliches Sprechen sei nur Abglanz göttlichen Sprechens, das zugleich ein Schaffen sei; die Poesie sei die »Muttersprache des menschlichen Geschlechts«. Den Totalitätsanspruch der Vernunft, wie er ihn besonders in Kants Lehre von der reinen Vernunft verkörpert sah, bekämpfte er; Vernunft finde immer schon Sprache vor und sei damit wie diese geschichtlich. Hamanns Sprachphilosophie und seine positive Sicht der Natur werden heute wieder viel beachtet.Weitere Werke: Sokratische Denkwürdigkeiten. .. (1759); Kreuzzüge des Philologen (1762; enthält eine »Aesthetica in nuce«); Golgatha und Scheblimini (1784); Metakritik über den Purismus der Vernunft (1784).Ausgaben: Sämtliche Werke, herausgegeben von J. Nadler, 6 Bände (1949-57); Briefwechsel, herausgegeben von W. Ziesemer u. a., 7 Bände (1955-79); Hauptschriften erklärt, herausgegeben von F. Blanke und anderen, auf 8 Bände berechnet (1956 folgende); Londoner Schriften, herausgegeben von O. Bayer und B. Weissenborn (1993).R. Unger: H. u. die Aufklärung, 2 Bde. (41968);V. Hoffmann: J. G. H.s Philologie (1972);S.-A. Jørgensen: J. G. H. (1976);J. G. H., hg. v. B. Gajek (1979);H., hg. v. O. Bayer u. a. (1987);H. Veldhuis: Ein versiegeltes Buch. Der Naturbegriff in der Theologie J. G. H.s (a. d. Niederländ., 1994).2) Richard, Kunsthistoriker, * Seehausen (Altmark) 29. 5. 1879, ✝ Immenstadt in Allgäu 9. 1. 1961; Schüler u. a. von W. Dilthey und H. Wölfflin. 1913-49 Professor in Marburg (1947-50 auch an der Humboldt-Universität in Berlin), wo er das »Bildarchiv Foto Marburg« und 1929 das Forschungsinstitut für Kunstgeschichte gründete. 1925-50 gab er das »Marburger Jahrbuch für Kunstgeschichte« heraus. Sein Hauptwerk ist die »Geschichte der Kunst« (1933-52, 2 Bände).Weitere Werke: Deutsche und französische Kunst im Mittelalter, 2 Bände (1923); Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus, 4 Bände (1959-67, mit J. Hermand).
Universal-Lexikon. 2012.